Dorf und Land von morgen

   Vision

Helmut wird nie gerne früh aufstehen, er liebt die Ruhe auf dem Land, am Rand der Gemeinde, aber bisher war diese Ruhe in seinem alten Haus nur mit vielen Autofahrten, hohen Heizkosten und eben leider Frühaufstehen zu haben. Nun steht er eine halbe Stunde später auf, denn der Dorfflitzer sammelt ihn pünktlich auf und manchmal bedauert er, dass nach 15 Minuten Fahrt vom Ende Bergisch Gladbachs bis zum Nebenzentrum die Umsteigezeit so knapp ist, dass es meist nur für den Kauf eines belegten Brötchens und das Auffüllen seiner Tasse im Dorfcafé gegenüber der Haltestelle reicht. 

Da die Seilbahn, die ihn weiter ins Zentrum bringt, nie im Stau steht, ist auch der Anschluss an Bus+Bahn zuverlässig und damit ist er von Tür-zu-Tür genauso schnell wie mit dem Auto, nur zuverlässiger und daher eben etwas später aus dem Haus. 

Claudia ist wegen Ihres Schichtdienstes, bei einem – auch dank eines auf nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Unternehmernetzwerks – mittlerweile hauptsächlich nachhaltige Produkte fertigenden Nahrungsmittelherstellers, noch oft auf ihr E-Auto angewiesen. Dies ist Teil der lokalen Carsharing-Flotte und wird von Nachbarn mitgenutzt. So profitieren die Familien auch von zentralen Sonder-Parkplätzen in der Stadt „wenn es mal sein muss“. Damit bringen sie auch gelegentlich auch ihren Sohn Milan (8) in die städtische Übernachtbetreuung, wenn niemand zu Hause aufpassen kann – aber viel mehr profitieren Ihre KollegInnen, die keine Verwandten zur Verfügung haben von diesem Angebot. 

Selbst Onkel Karl, der im Nachbarhaus wohnt und den offenen Naturgarten auf Flächen der Stadt betreut, kann nicht immer einspringen, schon weil manchmal die Sitzungen des Stadtentwicklungs- und Planungsausschusses, in denen er als sachkundiger Bürger die Interessen der städtischen Randgebiete vertritt, auch mal länger dauern. 

Früher hat er eher aus Solidarität lokal eingekauft, oder was er woanders vergessen hatte. Aber seit der Ort viel lebendiger geworden ist und die städtisch organisierten Dialogforen eine neue Identifikation befördert haben, ist es zum guten Ton geworden, in den Läden vor Ort einzukaufen. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass der Dorfflitzer nicht nur die Menschen bis spät in den Abend fast vor die Tür fährt, sondern auch noch eine Lieferrunde für Waren aus dem Ort einplant ist. 

Lisa liebt es, auszugehen, aber auch ihr Elternhaus und die Arbeit mit den Ponys auf dem Hof nebenan. Dass dies für die 16-jährige Tochter von Claudia alles möglich ist, liegt unter anderem daran, dass endlich auch abseits größerer Orte durchgängig mobiles Internet verlässlich verfügbar ist und so die Nutzung der neuen Regio-App klappt. Dort finden sich eine Aktivitätenbörse, das für Lisa besonders spannende Programm der Kultur-Clubs im Zanders-Quartier und auch die Sammeltaxi-Organisation zum Festpreis, per online Reservierung. Praktisch, zumal das Mofa Tabu ist, seit sie damit nachts aus nicht genannten Gründen im Straßengraben landete. Das ihre Eltern mit der App sogar das Knöllchen bezahlen konnten, spendete da wenig Trost. Manchmal übernachtet sie auch bei Freunden in der Stadt oder, nach Absprache, bei zertifizierten Gastgeberfamilien, dank der App ist das leicht organisiert.

Der Naturgarten ist nicht so ihr Ding, aber ein großer Teil der Fläche wird von einem Projekt der solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) bewirtschaftet und hat einem benachbarten Gemüsebauer kurz vor der Pleite neue Möglichkeiten beschert. Daneben gibt es auch ein Versuchsfeld für klimaangepasste Pflanzungen. Wegen der Betreuung durch die Bioboden Genossenschaft im Auftrag der Stadt ist der Ort Anziehungspunkt für viele interessante Menschen geworden. 

Neue und sichere Radwege und ein breit ausgebautes Netz mit Leih-(E-)Bikes führen Sportler wie Freizeitradler durch den Ort und sorgen für durstige Kundschaft auf der Höhenlage. Der unter anderem mit einer Wasserspielanlage aufgewertete Ortsplatz – der spielerisch die Bedeutung des Wassers für die Region veranschaulicht – lädt Einheimische wie Gäste zum Verweilen ein. Plötzlich kennt man viel mehr Leute, von hier und dort. 

Hier sitzt auch gerne Helmut, einst diskutierte er hier mit seinem Kumpel Bernd die neue Solaranlagenpflicht, die ihn erst einmal störte. Heute sind beide wieder hier. Bernd hat viele Jahre auf dem Bau gearbeitet und ist froh, dass ein Bauteileproduzent im benachbarten Gewerbegebiet sich auf Recyclingbaustoffe und Holzfertigbauteile spezialisiert hat. Diese können ganzjährig unter guten Arbeitsbedingungen in der Halle gefertigt werden, ohne diese Möglichkeit sähe er sich schon unfreiwillig in der Frührente. Es war sein Hinweis auf die neue Beratungsstelle „Grüne Gebäude“, der Helmut aufgezeigt hat, wie er die Solaranlage mit der Gebäudesanierung (in Holz) und Nutzung von Fördermitteln hinbekommt. Da das Leben im nicht länger wachsenden Dorf neue Qualitäten gewonnen hat, glaubt er auch daran, dass eines seiner Kinder das Haus später übernehmen wird. 

Jetzt wohnen sie warm und GRÜN.                 


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