Wofür steht die CDU? Klärungsbedarf nach Äußerungen von Caroline Bosbach zu Charlie Kirk

Gewalt darf niemals ein Mittel der Auseinandersetzung sein. Der Mord an Charlie Kirk, einem rechtsextremen US-Politiker, ist auf das Schärfste zu verurteilen. In einer demokratischen Gesellschaft müssen Konflikte stets friedlich und durch Dialog gelöst werden. Gleichzeitig werfen die Äußerungen der CDU-Bundestagsabgeordneten Caroline Bosbach über Kirk Fragen auf: Ist es angemessen, eine derart polarisierende Figur als Vorbild für Meinungsfreiheit und offenen Diskurs darzustellen? Wer war Charlie Kirk, und welche politischen Werte vertrat er tatsächlich? Diese Fragen sind nicht nur für Bosbachs Äußerungen relevant, sondern auch für die Wertebasis der CDU hier bei uns vor Ort in Bergisch Gladbach.

Wer war Charlie Kirk?

Charlie Kirk galt als eine polarisierende Figur der US-amerikanischen Rechten. Als Gründer von „Turning Point USA“ propagierte er ultrakonservative und extremistische Ansichten. Zu seinen umstrittensten Aussagen gehörten rassistische, sexistische und islamfeindliche Kommentare sowie die Ablehnung grundlegender Bürgerrechte. So bezeichnete er schwarze Frauen beispielsweise als „affirmative action picks“ und behauptete, sie hätten „nicht die geistigen Fähigkeiten“, um ohne Bevorzugung Erfolg zu haben. Er verglich Transgender-Menschen mit „Blackface“ und erklärte öffentlich: „Wir haben einen großen Fehler gemacht, als wir den Civil Rights Act in den 1960ern verabschiedet haben.“ Solche Aussagen werfen die Frage auf, ob Caroline Bosbach diese Positionen bewusst ignoriert oder teilt.

Die Rolle von Caroline Bosbach

Mit ihrer öffentlichen Würdigung Kirks hebt Caroline Bosbach dessen Einsatz für freie Debatten hervor, ohne jedoch die zahlreichen menschenverachtenden Aussagen des Politikers zu erwähnen. Dies wirft Fragen auf: Hat sie sich bewusst für eine einseitige Darstellung entschieden? Oder teilt sie womöglich Kirks Werte in Teilen? Vor dem Hintergrund ihrer Kandidatur für den Stadtrat in Bergisch Gladbach bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag und ihrer prominenten Stellung als Bundestagsabgeordnete stellt sich die Frage, ob diese Haltung repräsentativ für die CDU vor Ort ist.

Charlie Kirks kontroverse Aussagen im Überblick

Die politischen Positionen Charlie Kirks stehen exemplarisch für eine extreme Rechte, deren Rhetorik Hass und Spaltung befördert. Einige seiner umstrittensten Zitate verdeutlichen dies:

  • „Black women do not have the brain processing power to otherwise be taken really seriously.“
  • „A man who calls himself trans is wearing ‚woman face,‘ no different than I would wear Black face trying to be a Black person.“
  • „We made a huge mistake when we passed the Civil Rights Act in the 1960s.“
  • „If I see a Black pilot, I’m going to be like, ‘Boy, I hope he’s qualified.’“
  • „Islam is the sword the left is using to slit the throat of America.“

Eine längere Übersicht finden Sie im Anhang. Diese Aussagen zeigen deutlich, dass Kirk keine Figur war, die für offene Debatten oder Meinungsfreiheit im demokratischen Sinne stand. Vielmehr nutzte er seine Plattform gezielt, um extremistische Ansichten zu verbreiten.

Welche Werte vertritt die CDU in Bergisch Gladbach?

Die CDU Bergisch Gladbach ist nun gefordert, klarzustellen, ob sie sich von den Ansichten Kirks distanziert oder ob sie ähnliche Positionen vertritt. Insbesondere vor dem Hintergrund einer Wahl ist es entscheidend, dass Wähler*innen wissen, wofür ihre Kandidat*innen stehen. In einer demokratischen Gesellschaft müssen Politiker:*innen Verantwortung für ihre Aussagen übernehmen – insbesondere dann, wenn sie mit extremistischen Positionen in Verbindung gebracht werden könnten.

Appell an die CDU: Klare Stellungnahme erforderlich

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bergisch Gladbach fordert die CDU dazu auf, öffentlich Stellung zu beziehen:

  • Wie bewertet die Partei die Äußerungen Caroline Bosbachs zu Charlie Kirk?
  • Teilt sie deren Einschätzung zu seiner Rolle als Vorbild für den politischen Diskurs?
  • Welche Werte möchte die CDU im Stadtrat von Bergisch Gladbach vertreten?

Am kommenden Sonntag entscheiden die Bürger*innen in Bergisch Gladbach über die Zukunft ihrer Stadt. Die Wähler*innen verdienen Transparenz darüber, welche politischen Überzeugungen sie mit ihrer Stimme unterstützen.

Zitatesammlung mit Quellen:

1. „We must also be real… We need to be very clear that you’re not going to get gun deaths to zero. It will not happen. But I think it’s worth it… I think it’s worth to have a cost of, unfortunately, some gun deaths every single year, so that we can have the Second Amendment to protect our other God-given rights.“ – Diese kontroverse Aussage tätigte Charlie Kirk im April 2023 auf einer TPUSA-Veranstaltung, als er nach den Konsequenzen von Waffenbesitz und Schusswaffengewalt gefragt wurde. Er argumentierte, die Bewaffnung der Bürger sei den Preis von unvermeidbaren Todesopfern wert, um das verfassungsmäßige Recht auf Waffen zu erhalten[1]. Quelle: Newsweek[1]

2. „I can’t stand the word empathy, actually… I think empathy is a made-up, new age term that — it does a lot of damage.“ – In einer Radio-Talkshow im Oktober 2022 erklärte Kirk, dass er nichts vom Begriff Empathie halte. Er ziehe Sympathie vor und behauptete, Empathie sei ein neumodischer Ausdruck, der mehr schade als nütze. Quelle: The Charlie Kirk Show (via Snopes)

3. „They were actually better in the 1940s. It was bad. It was evil. But what happened? Something changed. They committed less crimes.“ – Diese Aussage traf Kirk in der Online-Debattenserie „Surrounded“ des YouTube-Kanals Jubilee (2023), in der er behauptete, Schwarzen Amerikanern sei es in den 1940er-Jahren unter den Jim-Crow-Gesetzen besser ergangen als heute. Sein Gegenüber wies darauf hin, dass in jener Zeit Tausende Schwarze Opfer von Lynchmorden wurden. Quelle: Jubilee (YouTube)

4. „The answer is yes. The baby would be delivered.“ – Auf derselben Jubilee-Veranstaltung wurde Kirk gefragt, wie er reagieren würde, wenn seine eigene 10-jährige Tochter nach einer Vergewaltigung schwanger wäre. Kirk nannte das Szenario zwar „grausam“, stellte dann aber klar, dass er dennoch auf die Austragung und Geburt des Kindes bestehen würde. Quelle: Jubilee (YouTube)

5. „A man who calls himself trans is wearing ‚woman face,‘ no different than I would wear Black face trying to be a Black person. It’s assuming an identity that isn’t yours.“ – Diese Äußerung machte Kirk auf einer Turning Point USA-Bühnenveranstaltung, um Transgender-Personen zu diskreditieren. Er verglich einen transidenten Mann provokativ damit, sich wie mit „Blackface“ eine unrechtmäßige Identität anzueignen. Quelle: TPUSA-Event (Instagram-Mitschnitt)

6. „Joy Reid, Michelle Obama, Sheila Jackson Lee, and Ketanji Brown Jackson“ seien „affirmative action picks“ – In seiner Radiosendung The Charlie Kirk Show (2025) behauptete Kirk, prominente schwarze Frauen wie die Journalistin Joy Reid, ehemalige First Lady Michelle Obama, die Abgeordnete Sheila Jackson Lee und die Supreme-Court-Richterin Ketanji Brown Jackson hätten ihre Positionen nur aufgrund von Quote/affirmative action erhalten. Quelle: The Charlie Kirk Show (via X/Twitter)

7. „Black women do not have the brain processing power to otherwise be taken really seriously. You had to go steal a white person’s slot to go be taken somewhat seriously.“ – Diese stark rassistische Aussage schloss sich unmittelbar an Kirks “affirmative action”-These an. Er behauptete in seiner Radioshow, schwarze Frauen verfügten nicht über die geistigen Fähigkeiten, um ohne Bevorzugung Erfolg zu haben, und hätten deswegen einem Weißen den Platz „stehlen“ müssen. Quelle: The Charlie Kirk Show (via X/Twitter)

8. „Submit to your husband, Taylor. You’re not in charge.“ – Diesen Rat gab Kirk der Popsängerin Taylor Swift öffentlich, nachdem deren Beziehung mit dem Footballspieler Travis Kelce bekannt wurde. In Kirks Kommentar – geäußert in seiner Radioshow Ende 2023 – fantasiert er davon, Swift möge durch Kelce „konservativer“ werden, Feminismus ablegen und sich ihrem Ehemann unterordnen. Quelle: The Charlie Kirk Show

9. „Gun control, like vaccines and masks, is focused on making people feel ‘safe’ by taking freedoms away from others. Don’t fall for it.” – Diese Aussage veröffentlichte Kirk am 30. Mai 2022 auf Twitter (heute X). Er zog dabei eine Linie von Maßnahmen zur Waffenkontrolle hin zu COVID-Maßnahmen wie Masken und Impfungen und unterstellte, all diese Dinge dienten nur einem falschen Sicherheitsgefühl auf Kosten der Freiheit. Quelle: Tweet @charliekirk11, 30.5.2022

10. „If I see a Black pilot, I’m going to be like, ‘Boy, I hope he’s qualified.’“ – Dies bemerkte Kirk 2023 in seiner Sendung, nachdem Ex-Präsident Trump bei einem Flugunglück die Diversity-Programme der Luftfahrt kritisiert hatte. Kirk insinuierte damit, dass ein schwarzer Pilot möglicherweise nur aufgrund von Diversitätsquoten fliege und nicht ausreichend qualifiziert sei[2]. Quelle: The Charlie Kirk Show[2]

11. „Democrat women want to die alone without children.“ – Diese pauschale Behauptung stellte Kirk im September 2025 auf X (Twitter) auf. Anlass war eine NBC-Umfrage, laut der jungen Wählerinnen in den USA Karriere wichtiger sei als Familie. Kirk deutete dies abfällig dahingehend, dass Demokratinnen angeblich bewusst ein kinderloses Leben in Einsamkeit anstrebten[2]. Quelle: Tweet @charliekirk11, 8.9.2025[2]

12. „George Floyd overdosed.“ – Kirk verbreitete mehrfach Falschinformationen zum Tod von George Floyd. So behauptete er z. B. in einem X-Post vom September 2025, Floyd sei an einer Drogenüberdosis gestorben – entgegen den offiziellen Gutachten, die den Tod durch das Einwirken des Polizeibeamten belegten[2]. Quelle: Tweet @charliekirk11, 8.9.2025[2]

13. „I’m not a fan of retirement. I don’t think retirement is biblical.“ – Dies sagte Kirk 2023 in einer Folge seiner Radioshow im Zusammenhang mit der Forderung, das Renteneintrittsalter anzuheben. Er bezeichnete den Ruhestand gar als „nicht biblisch“ und Verschwendung von durch Gott gegebenen Talenten – Menschen sollten seiner Ansicht nach so lange wie möglich produktiv bleiben. Quelle: The Charlie Kirk Show

14. „Thou shall lay with another man, shall be stoned to death. Just saying… The chapter… affirms God’s perfect law when it comes to sexual matter.“ – Im Juni 2023 (Pride Month) versuchte Kirk in seiner Show, Homosexualität durch einen Bibelvers zu verurteilen. Er zitierte dabei das Alte Testament jedoch falsch (eine Mischung aus Stellen in Levitikus), indem er sagte, wer mit einem Gleichgeschlechtlichen beischlafe, solle gesteinigt werden. Er behauptete, dies spiegele „Gottes perfektes Gesetz“ zur Sexualmoral wider. Quelle: The Charlie Kirk Show

15. „Sending 80+ buses full of patriots to DC to fight for this president.“ – Mit diesem Satz brüstete sich Kirk am 5. Januar 2021 auf Twitter seiner Unterstützung für Donald Trumps Protestaufruf. Kirk schrieb, seine Organisation Turning Point Action sende über 80 Busse mit „Patrioten“ nach Washington, um „für diesen Präsidenten zu kämpfen“. (Tatsächlich waren es später nur 7 Busse.) Der Tweet wurde nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar rasch gelöscht[3]. Quelle: Tweet (via Daily Dot)[3]

16. „We made a huge mistake when we passed the Civil Rights Act in the 1960s.“ – Diese Aussage tätigte Kirk im Dezember 2023 auf der TPUSA-„AmericaFest“-Konferenz. In einer Fragerunde bezeichnete er die Verabschiedung des US-Bürgerrechtsgesetzes von 1964 im Rückblick als großen Fehler. Laut einem Bericht des Magazins Wired erklärte Kirk, das Gesetz habe einen „Moloch geschaffen, der sich mittlerweile in eine anti-weiße Waffe verwandelt“. Quelle: Wired/Snopes

17. „Conservatives are branded bigots and we are falsely accused of hate speech when we express traditional values and ideas that have made America the greatest country on Earth.“ – Kirk beklagte immer wieder eine Voreingenommenheit gegenüber Rechten. Mit diesem Satz (hier Übersetzung: „Konservative werden als Fanatiker abgestempelt… wenn wir traditionelle Werte äußern, die Amerika groß gemacht haben.“) brachte er sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass konservative, patriotische Ansichten heutzutage häufig als Hassrede verurteilt würden. Quelle: Social-Media-Beitrag

18. „Americans need to understand that the election of Donald Trump has forestalled our slide into the abyss of cultural Marxism and the surrendering of our national heritage and identity to that of the global community.“ – In dieser Aussage (2020/21) lobte Kirk den Sieg Donald Trumps 2016 als rettenden Faktor. Er behauptete, Trumps Wahl habe den drohenden Untergang Amerikas in Kulturmarxismus sowie die Auslieferung der nationalen Identität an globalistische Strukturen vorläufig abgewendet. Quelle: Social-Media-Beitrag

19. „Islam is the sword the left is using to slit the throat of America.“ – Kurz vor seinem Tod veröffentlichte Kirk auf X (Twitter) einen islamfeindlichen Kommentar. Darin bezeichnet er den Islam metaphorisch als Waffe, mit der die politische Linke Amerika „die Kehle durchschneide“. Diese extreme Rhetorik löste breite Kritik aus. Quelle: X/Twitter-Post

20. „Marriage and motherhood make women happier, because of course they do.“ – Mit diesem Satz („Ehe und Mutterschaft machen Frauen glücklicher – natürlich tun sie das.“) unterstrich Kirk seine gesellschaftlich konservative Haltung zur Rolle der Frau. Er vermittelte damit die Ansicht, dass traditionelle Lebensentwürfe für Frauen erfüllender seien als moderne, unabhängige Lebensmodelle. Quelle: Social-Media-Beitrag / Rede


References

[1] Charlie Kirk Says Gun Deaths ‚Unfortunately‘ Worth it to Keep 2nd …

[2] 14 Charlie Kirk Quotes Going Viral After His Death – BuzzFeed

[3] Charlie Kirk Deletes Tweet Saying He Sent ’80+ Buses‘ Of Trump …