Pressestatement zu den Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs

Kompromiss Altenberger-Dom-Straße, Verkehrsführung Laurentiusstraße, Beschilderung Radrouten

Bergisch Gladbach, 29.11.2022

Pressestatement: Ratsfraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD erläutern und begründen Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs

Der Mobilitäts-Ausschuss hat vergangene Woche wichtige Entscheidungen für eine zukunftsfähige Gestaltung des Verkehrs in Bergisch Gladbach auf den Weg gebracht. Für die Altenberger-Dom-Straße in Schildgen sollen ein Radschutzstreifen und ein Hochbord geplant werden. In der Laurentiusstraße wird der Autoverkehr eingeschränkt. Im ganzen Stadtgebiet sollen Radwege besser beschildert werden. Keine 24 Stunden nach dem Ende der Ampel-Koalition zeigte sich: Grüne und SPD finden Mehrheiten für Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs. Für diese sprechen eine ganze Reihe sachlicher Gründe.

Kompromiss für die Altenberger-Dom-Straße in Schildgen

Die Altenberger-Dom-Straße in Schildgen soll fahrradfreundlicher werden. Für die östliche Seite (bergab Richtung Odenthal, blau) des Abschnitts zwischen Leverkusener und Schlebuscher Straße wird die Verwaltung einen Entwurf mit Radschutzstreifen und zwei Parkbuchten für Autos ausarbeiten. Dies ist ein guter Kompromiss zwischen den Interessen von Radfahrenden und Anwohnenden, die sich Haltemöglichkeiten für Besuche und Lieferdienste gewünscht hatten. Einem entsprechenden Antrag von Grünen und SPD stimmte die FWG zu.

Für die Altenberger-Dom-Straße wird die Stadt einen Entwurf mit Radschutzstreifen und Parkbuchten ausarbeiten und die Realisierung eines breiten Geh- und Radwegs auf einem Hochbord prüfen.

Für die westliche Seite (bergauf, orange) wird die Verwaltung prüfen, ob ein gemeinsamer Geh- und Radweg auf einem breiten Hochbord bis Ende 2024 gebaut werden kann. Dies empfehlen ADFC und Pro Velo, weil ein Hochbord gegenüber Schutzstreifen die Vorteile bietet, dass Autos am Fahrbahnrand halten und dass Fahrräder getrennt von Autos fahren können. „Dies ist gerade bergauf für unsichere Radfahrende besonders wichtig. Viele Kinder aus Schildgen besuchen die Realschule oder das Gymnasium in Odenthal. Zudem wird in Kürze auch die Jugendfeuerwehr das neue Gerätehaus an der Altenberger-Dom-Straße beziehen,“ so Friedrich Bacmeister von den Grünen. Für das etwas aufwändigere Hochbord können Fördermittel vom Land NRW beantragt werden, die 80 % der Kosten decken. Dem Antrag von Grünen und SPD für das Hochbord stimmten alle Parteien im Ausschuss zu.

Dies war auch beim letzten Punkt des Antrags der Fall: Die Verwaltung wurde beauftragt, sich mit Ausweichverkehren und Parkdruck in den Wohngebieten von Schildgen zu befassen und dazu Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Oliver Herbst, sachkundiger Bürger der SPD: „Dieser Punkt ist mir besonders wichtig. Wir reden viel über die Altenberger-Dom-Straße. Die restlichen Verkehrsprobleme Schildgens dürfen wir dabei aber nicht außer Acht lassen.“

Verkehrsführung in der Laurentiusstraße

Schon seit längerem steht fest, dass die Laurentiusstraße in eine Fahrradstraße umgewandelt wird. Der Radverkehr wird dort Vorrang haben. Expert*innen der Polizei und der Stadt empfehlen für den Autoverkehr eine sogenannte “Indirekte Sackgasse”.

Damit in Zukunft weniger Autos am Marktplatz vorbei durch die Laurentiusstraße fahren, wird diese zu einer “Indirekten Sackgasse” (rot). Für den Durchgangsverkehr gibt es gute Alternativen (blau, lila).

In der Laurentiusstraße gilt auf Höhe der Einfahrt zum Buchmühlenparkplatz dann eine
Durchfahrtsperre (rot). Für Autos, die heute durch die Laurentiusstraße fahren, gibt es gute Alternativen: Der Tunnel an der Jakobstraße führt direkt in den Turbokreisel und von dort auf die Hauptstraße und in die Odenthaler Straße (blau). Außerdem kommt man über die Stationsstraße am Bahnhof vorbei zum Turbokreisel (lila). Beide Strecken sind für den Durchgangsverkehr attraktiver als die über den Buchmühlenparkplatz (orange).
Wichtig ist außerdem: Alle Ziele in der Laurentiusstraße bleiben mit dem Auto erreichbar. Die untere Laurentiusstraße und der Buchmühlenparkplatz können wie bisher angefahren werden (orange). In die obere Laurentiusstraße kommt man über die Straße Am Broich oder über die Hornstraße (grün).

Jonathan Ufer (Grüne): „Der Tunnel und der Turbokreisel können mit dem Auto gut durchfahren werden und wurden mit dem Ziel gebaut, kleinere Straßen zu entlasten. Aufgrund der Durchfahrtssperre werden zukünftig deutlich weniger Autos in die Laurentiusstraße fahren. Dadurch erhöht sich die Aufenthaltsqualität bis zum Rathaus und zum Marktplatz. Und Radfahrende können die Laurentiusstraße dann sicher und entspannt in beiden Richtungen durchfahren.“

Zu dieser Streckenführung wird zunächst ein Verkehrsversuch durchgeführt, ehe endgültig entschieden wird. Ein entsprechender Antrag der FWG Freien Wählergemeinschaft Bergisch Gladbach wurde mit den Stimmen von Grünen und SPD beschlossen.

Bessere Beschilderung von Radrouten

Für den Autoverkehr ist es selbstverständlich: An jeder wichtigen Kreuzung gibt es Schilder, die die Richtung weisen. Für Radfahrende fehlen in Bergisch Gladbach häufig Beschilderungen für die Radwege in den nächsten Stadtteil.
Deswegen hat eine Arbeitsgruppe der Grünen zusammen mit dem ADFC im Detail ausgearbeitet, wie die Wege für den Radverkehr in Bergisch Gladbach besser beschildert werden können. Das Konzept beinhaltet 26 neue Strecken und 65 neue Kreuzungen, an denen etwa 190 neue Schilder stehen sollen. Die Arbeitsergebnisse wurden mit der Verwaltung abgestimmt und sollen von einem Planungsbüro abgeschlossen und anschließend umgesetzt werden.

Eine Arbeitsgruppe der Grünen hat zusammen mit dem ADFC diesen Vorschlag (rot) zur Verdichtung der bestehenden Beschilderung (blau) des Radverkehrsnetzes ausgearbeitet. Grafik: Bündnis 90/ Die Grünen, Karte: OpenStreetMap

Gründe für Stärkung des Radverkehrs

All diese Maßnahmen stärken den Radverkehr und nehmen – soweit erforderlich – auch kleine Einschränkungen für Autos in Kauf. CDU und FDP unterstellen dafür immer wieder “ideologische Motive”. Dabei gibt es viele gute Gründe, die für eine Stärkung des Radverkehrs sprechen:

  • Klimaschutz: Der Autoverkehr ist in Deutschland einer der größten Verursacher von CO2-Emissionen. Diese müssen wir stark reduzieren, um Lebensgrundlagen auf unserem Planeten zu erhalten.
  • Kosten: Sowohl Anschaffung als auch Unterhalt eines Fahrrads sind deutlich günstiger als bei einem Auto.
  • Soziale Gerechtigkeit: Menschen, die sich kein Auto leisten können oder wollen, sowie Kinder und Jugendliche können sich mit dem Fahrrad selbstständig fortbewegen.
  • Umwelt: Fahrräder machen keinen Lärm und verschmutzen nicht die Luft.
  • Verkehrssicherheit: Jedes Jahr sterben über 2.500 Menschen in Deutschland in Folge von Verkehrsunfällen. In den allermeisten Fällen sind Autos daran beteiligt, die im Unterschied zu Fahrrädern eine große Gefahr für andere Verkehrsteilnehmende darstellen.
  • Verkehrsflächen: Fahrräder benötigen wenig Platz. Autos hingegen werden immer größer und bewegen oft nur 1-2 Personen. In der Regel stehen sie die meiste Zeit, häufig im öffentlichen Raum. Dass dies in Städten wie Bergisch Gladbach zu Stau und Parkplatznot führt, kann man täglich beobachten.

Jonathan Ufer: „Natürlich sind Fahrräder nicht das Allheilmittel für alle Verkehrsprobleme und nicht für alle Strecken und Personengruppen gleichermaßen geeignet. Viele Menschen sind auf das Auto angewiesen. Daher soll man sich auch weiterhin in Bergisch Gladbach mit dem Auto fortbewegen können. Viele Menschen möchten jedoch gerne mehr mit dem Fahrrad fahren, speziell kurze Strecken. Dadurch wird auch der Autoverkehr entlastet. Deswegen ist es sinnvoll, die Fahrrad-Infrastruktur zu verbessern.“

Dass für eine zukunftsfähige Mobilität ein vielfältigeres Angebot verschiedener Verkehrsmittel nötig ist, bringt auch das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz für NRW zum Ausdruck, das 2021 noch von der schwarz-gelben Landesregierung beschlossen wurde. Darin heißt es: „Landesweit soll der Radverkehr so attraktiv werden, dass sich mehr Menschen im Alltag für das Rad entscheiden können. (…) Zukünftig sollen alle Verkehrsmittel eine gleich bedeutsame Rolle einnehmen.“

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